Mittwoch, 27. Januar 2016

Achterbahnfahrt der Gefühle oder "Warum ich nur einmal im Leben ein Haus kaufen möchte"

Inzwischen ist mir auch klar. warum man in der Regel nicht alle paar Jahre ein Haus kauft: am Ende ist man reif für die Nervenheilanstalt. In den letzten Tagen wechselte die Stimmung praktisch täglich zwischen Euphorie ("DAS ist es"), Enttäuschung ("Der Keller scheint doch feucht zu sein."), Verzweiflung ("Das Dach müsste auch bald neu gedeckt werden. Das wird teuer. Bestimmt zu teuer."), Hoffnung ("Vielleicht ist der Keller gar nicht so feucht und das Dach günstiger, als vermutet."), Panik ("WAS?! Die anderen Interessenten haben vor uns einen zweiten Besichtigungstermin?!") und An- bzw. Entspannung ("Wir bekommen doch einen zweiten Termin. Vor den Anderen.").

Feuchter Keller oder doch nur Salzablagerungen?



Also, was passierte in den letzten Tagen? Kurz nach der Besichtigung verabschiedete sich mein Mann in den lange geplanten Skiurlaub mit seinem Vater. Wintersport ist so gar nicht mein Ding und ich hielt die Stellung zuhause mit dem Kind. Mein Mann nahm die Gelegenheit wahr, mit seinem Vater über unsere Pläne einzuweihen. Die erste Reaktion fiel anders aus, als erhofft. Ziemlich unterkühlt, fast schon entsetzt wurde unser Plan zur Kenntnis genommen ("Altbau! In der tiefsten Provinz!"). Bei einem tieferen Blick in das Expose wurde die Stimmung schon besser. Die Tatsache, dass wir von der Stadt in eine Kleinstadt mit weniger als 1000 Einwohnern ziehen wollen, stößt trotzdem auf Unverständnis.

Meinen Eltern eröffnete ich unseren Plan ebenfalls. Die Reaktion war ganz anders. Mit meiner Mutter diskutierte ich sofort die Änderungen des Grundrisses und mein Vater war vom Stil des Hauses sofort begeistert ("Das hat Stil! So ein Haus kann ein richtiges Zuhause werden!"). In den letzten Jahren war ich mit meinem Vater selten einer Meinung. Umso mehr berührt es mich, dass wir in einer so wichtigen Seite von Anfang an auf der gleichen Seite stehen.

Noch auf der Fahrt in den Skiurlaub telefonierten mein Mann und mein Schwiegervater mit einem Freund der Familie, der als Bauunternehmer tätig ist. Zu unserer großen Erleichterung war er sofort bereit uns zur Seite zu stehen. Mein Mann sendete ihm das Expose und einige Fotos, die wir auf der ersten Besichtigung machten. Kurz darauf kam schon der erste Dämpfer: der Keller sieht Feucht aus. So feucht, dass zusätzlich zum Kaufpreis sehr hohe Kosten auf uns zukommen würden. Bei der Besichtigung hatte ich so gar nicht das Gefühl, dass es feucht ist aber ich bin alles andere als ein Experte auf diesem Gebiet. Außerdem würde das Dach vermutlich ein großer Posten werden.

Meine Euphorie verschwand und machte direkt Platz für reichlich Enttäuschung. Gedanklich hatte ich nicht nur schon Wände eingerissen, sondern das Haus auch eingerichtet. Mein Mann bat den Freund das Haus trotzdem mit uns ein zweites Mal zu besuchen und sich vor Ort ein Bild zu machen. Wir versuchen im Hinterkopf zu behalten, dass wir uns nach diesem zweiten Besuch tatsächlich von dem Haus verabschieden müssen. Die Enttäuschung flachte in den letzten Tagen wieder etwas ab, da ich doch hoffe, dass es nicht so schlimm ist. Hoffnung und irgendwie auch Vorfreude waren recht dominante Gefühle. Allerdings mischten sich auch ständig Zweifel dazwischen. Zweifel, ob die Bank vielleicht doch nicht so kooperativ ist, der erneute Kita Wechsel zuviel für das Kind ist, ob der Garten nicht so kein wäre, der Grundriss nicht zu unpassend und der Weg ins Büro zu weit wäre. Meine Stimmungslage wechselte praktisch im Stundentakt

Den nächsten Dämpfer erhielten wir dann Anfang dieser Woche. Mein Mann kontaktierte den Makler um einen weiteren Besichtigungstermin zu vereinbaren. Dabei erfuhr er, dass weitere Interessenten im Laufe der Woche das Haus bereits das zweite Mal besichtigen würden. Das löste sofort in mir Panik aus, Gefühlt, gehörte das Haus schon uns. Zwei Tage und mehrere Rückfragen später bekommen wir nun doch einen weiteren Besichtigungstermin diesen Freitag. Hoffnung und gleichzeitig Zweifel dominieren gerade mein Stimmungsbild. Insgesamt fühle mich sehr unruhig. Die Anspannung die ständigen Stimmungswechsel zehren sehr mir.

Vermutlich ist es nicht besonders clever, so emotional an den Hauskauf zu gehen. Wir machen wahrscheinlich gerade viele Anfängerfehler. Ich habe mir auch schon die Frage gestellt, warum ich zu diesem Thema diese langen Blogposts schreibe, Vermutlich kann mir niemand bis zu diesen letzten Zeilen folgen. Aber das ist ok. Ich merke, dass ich für mich selbst schreibe. Es hilft mir die Gedanken und Gefühle der letzten Tage zu verarbeiten. Ich hoffe, wenn wir dann irgendwann in unserem Haus sitzen werden (wo auch immer dieses sein wird), nutzen wir diese Zeilen um uns an den langen Weg zu erinnern. Vielleicht liest doch jemand mit, fühlt mit uns und freut sich eines Tages mit uns.

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